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AutorenbildSylvain Tornare

Warum wurde das Elektroauto 100 Jahre lang ignoriert?

Im Jahr 1897 war das meistverkaufte Auto ... elektrisch. Anfang des 20. Jahrhunderts fuhr eine Flotte von Elektrotaxis durch New York City. In der Schweiz baute Tribelhorn ein grossflächiges Aufladenetzwerk auf. Trotzdem verschwanden Elektroautos fast ein Jahrhundert lang von der Bildfläche.

Carequest Automobilvermittler Schweiz, Frichtle Elektroauto 1910

Elektroautos sind keine moderne Idee. Tatsächlich war zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ein Drittel des amerikanischen Fahrzeugbestands elektrisch angetrieben. Trotz vieler Vorteile in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit, Komfort, Umweltverschmutzung und Leistung wurden Elektrofahrzeuge schnell von Verbrennungsfahrzeugen überholt, die sich als Standardlösung etablierten. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis der Elektromarkt wieder in Schwung kam. Es waren insbesondere Toyota mit dem Prius und Tesla, die zum Wachstum des modernen Elektroautos beitrugen.

Diese Woche beschäftigen wir uns mit den Gründen, die der Automobilgeschichte diesen Verlauf gegeben haben.



Technologische Fortschritte

Im Jahr 1912 erreichte der Markt für Elektroautos einen Höchststand. Nie zuvor waren die Verkaufszahlen für solche Fahrzeuge so hoch gewesen. Es gab jedoch zahlreiche Fortschritte, die zu einer Verbesserung der Verbrennungsmotoren führten.


Die ersten Verbrennungsmotoren mussten mit einer Handkurbel gestartet werden, was körperlich anstrengend und für einige Gesellschaftsschichten undenkbar war. Elektroautos hatten diesen Nachteil nicht. Der erste elektrische Starter kam 1912 auf den Markt und machte die Kurbel überflüssig. Mit dieser Erfindung verlor das Elektroauto einen Vorteil.


Andere Fortschritte ermöglichten es, die Produktionskosten zu senken. So waren Autos mit Verbrennungsmotor oft zwei bis drei Mal billiger als ihre elektrischen Pendants. Diese Einsparungen führten dazu, dass Verbrennungsmotoren immer beliebter wurden.


Obwohl es bei den Batterien technologische Fortschritte gab, waren diese nicht schnell genug. Ausserdem konnten nur marginale Verbesserungen erzielt werden. Der langsame Aufbau von Stromnetzen auf dem Land und die begrenzte Reichweite von Elektroautos schränkten die Verkaufszahlen ein.



Ford Model T

Henry Ford führte 1908 den Model T ein. Dieses preiswerte Fahrzeug stellte eine ernsthafte Gefahr für Elektroautos dar, die zu dieser Zeit in der Regel das Dreifache kosteten. Mit der Einführung der Fliessbandproduktion im Jahr 1913 steigerte Ford seine Produktivität und verschaffte sich einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Diese Innovation ermöglichte es ihm, die Produktionszeit seiner Autos um mehr als 85% zu verkürzen und somit seine Produktionskosten zu minimieren.



Reichweite

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verbesserte die US-Regierung das nationale Strassennetz. So wurde es einfacher, mit dem Auto durch das Land zu fahren. Obwohl es in den Städten bereits eine Ladeinfrastruktur gab, hatten nicht-urbane Gebiete nur begrenzten Zugang zu Elektrizität. Die geringe Reichweite von Elektroautos positionierte sie als Fahrzeuge, die für kurze Stadtfahrten geeignet waren. Für längere Fahrten war der Benzinmotor attraktiver. Ausserdem garantierte der Betrieb von Ölförderanlagen auf amerikanischem Boden, insbesondere in Texas, einen niedrigen Benzinpreis.



Fehlendes Fachwissen

Mitte der 1930er Jahre war das Elektroauto von der Strasse verschwunden. In der Schweiz verzögerte sich diese Entwicklung aufgrund von Ölversorgungsengpässen um etwa zehn Jahre. Trotz mehrerer Versuche und Projekte während der Ölkrise in den 1970er Jahren und des wachsenden Umweltbewusstseins in den 1990er Jahren wurden solche Fahrzeuge erst fast 80 Jahre später konkurrenzfähig. Denn aufgrund mangelnder Forschung und fehlender Kenntnisse im Bereich der Batterien konnten die Hersteller keine Produkte entwickeln, die den Erwartungen der Verbraucher entsprachen. Die Hauptgründe dafür waren die mangelnde Reichweite und die fehlende Leistung. Dazu konnten die enormen Investitionen in die Entwicklung der Technologie und der notwendigen Infrastruktur nicht gerechtfertigt werden.



Schluss

Das Elektroauto war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts konkurrenzfähig. In Wirklichkeit war es angenehmer, weniger umweltschädlich und reichte für kurze Strecken aus. Die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung von Verbrennungsmotoren in Verbindung mit Henry Fords Erfindergeist beendete jedoch das Wachstum des Elektromarktes. In den frühen 1920er Jahren war der Verbrennungsmotor billiger in der Anschaffung und im Betrieb und bot eine grössere Reichweite. Zudem waren die meisten Nachteile dieses Antriebsmittels verschwunden. Da in diesem Bereich keine Investitionen getätigt wurden, wurde der Elektroantrieb etwa 40 Jahre lang in den Hintergrund gedrängt. Später bewiesen die wenigen Projekte, dass diese Technologie noch nicht marktreif war. Schliesslich dauerte es noch mehrere Jahrzehnte, bis das erste konkurrenzfähige vollelektrische Modell auf den Markt kam.


 

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