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AutorenbildSylvain Tornare

Wird der Spritpreis sinken?

Seit dem Preissturz Anfang 2020 ist der Preis für ein Barrel Öl nur noch gestiegen, sodass er nun historische Rekorde erreicht hat. Somit kostet es an der Zapfsäule immer mehr Geld. Doch müssen wir damit rechnen, dass der Liter auf drei Franken steigt, oder ist im Gegenteil eine Rückkehr zur Normalität zu erwarten?

Carequest Automobilvermittler Schweiz, eine Person tankt Benzin

Der Krieg in der Ukraine wird als Hauptgrund für den Anstieg des Preises für einen Liter Benzin angeführt. Obwohl er eine Rolle spielt, haben auch andere, weniger prominente Ursachen ihren Einfluss. In diesem Artikel analysieren wir die Situation, um etwas mehr Klarheit zu schaffen.


Was sind die Gründe dieses Anstiegs?

Krieg in der Ukraine

Der Krieg, der derzeit auf ukrainischem Gebiet stattfindet, wird oft als Ursache für den Anstieg des Ölpreises angesehen. Die Ukraine ist ein Ölproduzent. Sie gehört jedoch nicht zu den 50 grössten Produzenten der Welt. Obwohl die Situation inländische Betriebe gestoppt hat, rechtfertigt ihre Grösse nicht einen solchen Preisanstieg. In Wirklichkeit sind es eher die Sanktionen gegen Russland und die verschiedenen Embargos, die die Importe unter Druck setzen. Da Russland der zweitgrösste Ölproduzent der Welt ist, führen diese politischen Massnahmen zu Engpässen, die sich auf die Preise an der Tankstelle auswirken. Auch wenn die Schweiz kein Rohöl direkt aus Russland importiert, kauft sie Derivate von den Mitgliedern der Europäischen Union, die ihrerseits ihre Rohstoffe aus der von Wladimir Putin geführten Republik beziehen. Die Schweiz ist also indirekt betroffen. Doch auch andere Parameter spielen eine Rolle.


Inflation

Seit einigen Wochen lässt sich ein allgemeiner Preisanstieg beobachten. Dies ist teilweise auf Massnahmen zurückzuführen, die zur Begrenzung der Auswirkungen der Pandemie ergriffen wurden (Erhöhung der Geldmenge). Auch die überhitzten Weltmärkte und die Verknappung in anderen Sektoren tragen dazu bei.


Engpässe

Die Ölinfrastruktur leidet unter mangelnder Zuverlässigkeit. Es ist daher gewöhnlich, dass die Produktion für längere oder kürzere Zeiträume unterbrochen wird. Seit April kommt es in Libyen immer wieder zu Ausfällen.


Auch Norwegen leidet unter Produktionsausfällen. Derzeit ist der Energiesektor von einem Streik betroffen. Infolgedessen arbeiten verschiedene Ölförderanlagen in dem nordischen Land mit geringerer Kapazität. Die Produktion könnte um bis zu 10 % sinken.


Einige Produzenten leiden unter Ölknappheit, nicht zuletzt aufgrund der oben erwähnten Inflation. Manchmal spielen auch andere Faktoren wie das Wachstum der Bevölkerung und der Mittelschicht eine Rolle. Um diese Spannungen abzubauen, beschliessen diese Länder oft, ihre Exporte zu beschränken. Dies ist vor allem in Indien der Fall.


Spekulation

Verschiedene spekulative Faktoren erhöhen fiktiv die Preise. Einige Hersteller haben ihre Produktion freiwillig eingeschränkt, insbesondere nach dem Kurssturz im Jahr 2020. Diese weigern sich, ihre Produktivität auf das vorpandemische Niveau zu erhöhen. Sie haben also ungenutzte Kapazitäten, was das Angebot fiktiv verringert. Auch die Prognosen einiger Finanzinstitute über den Ölpreis tragen zur Entstehung von Spekulationsblasen bei.


Verzerrte Wahrnehmung

Der Preis für ein Barrel Öl war aufgrund der unerwarteten Einschränkung wegen der Pandemie extrem niedrig. Obwohl der kürzliche Anstieg konsequent ist, verzerren die starken Rückgänge in der ersten Hälfte des Jahres 2020 teilweise die Wahrnehmung.



Was kann man erwarten ?

Wie oben gezeigt, gibt es viele Faktoren, die an den Schwankungen mitwirken. Daher ist es schwierig, über die Kursentwicklung zu spekulieren. Interessant sind die folgenden Punkte:

  • Die Mitgliedstaaten der OPEC+ haben beschlossen, ihre Produktion im August zu erhöhen, was auf einen leichten Preisrückgang hindeuten könnte.

  • Die COVID-19-Fälle zeigen einen Aufwärtstrend. Einige Länder, wie z. B. China, rechnen mit Lockdowns, die sowohl die Nachfrage als auch die Produktion unter Druck setzen können. Die Auswirkungen der Pandemie auf den Preis des Rohstoffes werden sich also erst im Laufe der Zeit zeigen.

  • Auch wenn der Krieg in der Ukraine weniger in den Medien thematisiert wird, scheint er nicht an Intensität verloren zu haben. Auch die Spannungen mit Russland werden noch mehrere Jahre lang ihre Spuren hinterlassen. Die schwere Finanzkrise, mit der die Republik konfrontiert ist, und die Knappheit in Europa könnten die Verhandlungen jedoch beschleunigen.

  • Einige Staaten haben bereits Massnahmen ergriffen, um den Anstieg des Ölpreises zu begrenzen. Frankreich und Deutschland zum Beispiel haben die Steuern an der Zapfsäule gesenkt. Auch über eine Obergrenze für den maximalen Ölpreis wird diskutiert.



Schluss

Zukünftiger Kurssturz oder baldiger Anstieg? Das ist schwer zu sagen. Eines ist sicher: Grosse Rückgänge sind im Sommer unwahrscheinlich. Für die Zeit danach muss man abwarten, wie sich die weltweite Produktion, die Pandemie und der Krieg in der Ukraine entwickeln. Die vielen involvierten Parameter machen Prognosen schwierig und unzuverlässig. Man sollte sich also darauf einstellen, in den kommenden Wochen hohe Spritpreise zu zahlen, bevor man eventuell auf einen Rückgang hoffen kann.


 

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